Himmlers Forscher: Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen im Ahnenerbe der SS By texasbeerguide.com

Himmlers Forscher: Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen im Ahnenerbe der SS

Das Buch von Julien Reitzenstein ist keine bequeme Nacht oder Unterhaltungslektre. Es fordert uns auf, dass wir einen Blick auf die ungeheurer trastischen und schrecklichen Praktiken im Bereich Wehrwissenschaften und Medizinverbrechen im Ahnenerbe der SS werfen. Je weiter die Zeit des Nationalsozialismus zurckliegt, um so mehr geraten wir alle in die Gefahr, diese schaurigste Zeit der deutschen Geschichte zu relativieren. Dieser Entwicklung beugt dieses Buch vor. Grndlichst durchdrungen von Quellen, stellt uns der Autor in nahezu erschreckender Eindeutigkeit die einzelnen Fakten dar. Persnlichkeiten wie Wolfram Siervers, August Hirt und Sigmund Rascher werden in ihren Handlungen und Beweggrnden, die sie zu Verbrechern gegen die Menschlichkeit gemacht haben, eindeutig dargestellt. Durch sein Quellenstudium gelang es dem Autor auch manche Legenden, wie zum Beispiel bei der Grndung des Ahenerbe oder bei August Hirt, aus dem Wege zu rumen. Insgesamt scheint das Buch unser Wissen um diese Zeit erheblich weitergebracht zu haben.
Bedauerllich ist die Rezensionsgeschichte zu diesem Buch seit Mitte 2016. In der wissenschaftlichen Diskussion ist es legitim, dass ber Rezensionen Fachleute ihre unterschiedlichen Meinungen austauchen und vielleicht aus der Diskussion darber lernen. Hier scheint es nicht geklappt zu haben. Statt einer angemessenen Diskussion, der sich der Autor auch stellen wollte, wurde ihm unterstellt, er habe nationalsozialistische Verbrechen relativieren wollen. Hier kann man nur ganz deutlich widersprechen. Diese Entwicklung erscheint bedauerlich und man kann nur hoffen dass sich die Verantwortlichen auf den Weg des Gesprches begeben. texasbeerguide.com Mir war das Buch und das Ahnenerbe vorher gar nicht bekannt. Nachdem ich in vielen Zeitungen und gelesen habe, wie übel dem Autor von anderen Wissenschaftlern mitgespielt wurde, weil er die Wahrheit um die braune Vorgeschichte der Bundespräsidentenvilla aufgedeckt hat, war ich neugierig. Als ich dann las, dass das nur ein Nebenaspekt war, dachte ich „wow“, da muss ja dann noch mehr von so was drin sein und habe das Buch bestellt.
Ich bin kein Wissenschaftler, aber ich konnte das Buch sehr gut lesen. Gerade der Aufbau hat mir geholfen, mich gut hereinzufinden. Vor allem hat mir gefallen, wie das Buch geschrieben ist. Einerseits reisst einen die Sprache mit und es bleibt immer spannend bis zur letzten Seite. Man kann sich auch wegen der Sprache sehr gut hereinfühlen in das damalige Leben. Sowohl auf Seiten von Tätern, als auch Opfern. Anderseits ist die Sprache sehr mitfühlend. Man merkt, dass dem Autor die Opfer wichtig waren und er ihr Leiden nicht mit Sensationssprache missbraucht. Es liest sich streckenweise, wie um deutlich zu machen, wie sehr Menschen unter Nazis litten und was diese Leute mit den Opfern auch emotional machten.
Die Masse an Fakten und Information hat mich sehr beeindruckt. Da ist ja nichts, was Herr Reizenstein nicht genau durch Dokumente nachweist. Es ist wichtig, dass diese Dinge alle ans Licht kommen. Vor allem ist mir jetzt klar geworden, was es mit diesem „Disput“ auf sich hat. Nachdem ich mich über Tage über die schreklichen Menschenversuche im Buch informiert habe, verstehe ich nicht, wie dieser andere Professor behaupten konnte, da würden überhaupt keine Experimente im Buch geschildert.
Insgesamt habe ich gut verstanden, wie das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung entstanden ist und wie es gearbeitet hat. Auch die Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit kommen gut raus. Vor allem aber die Menschen sind gut und sehr plastisch wiedergegeben. Sievers, Rascher, Feix und viele andere sind so gut gezeichnet, dass man ihre Beweggründe, sich an Verbrechen zu beteiligen, geradezu fühlen kann. Gruselig erschreckend, aber authentisch.
Das Buch liest sich gut. Es ist sehr einfühlsam und dennoch präzise auf Fakten aufbauend. Es beschreibt ein mir unbekanntes Kapitel NS Geschichte so, dass eigentlich keine Fragen offen bleiben. Ich kann es sehr empfehlen, auch für Laien. texasbeerguide.com Habe mir das das 2014 erschienene Buch damals gekauft, weil es viele gute Rezensionen in der Presse, aber auch von Wissenschaftlern hatte, die Fachleute auf dem Gebiet des Buches sind.

Der Autor hat unglaublich viele Quellen ausgewertet und dabei viele sicher geglaubte Erkenntnisse neu bewertet. Dazu gehört die Finanzierung des Ahnenerbes durch die DFG und die engen Verflechtungen mit dem Reichsforschungsrat. Besonders berührt hat mich die einerseits sprachlich sachliche, aber dann doch einfühlend empathische Schilderungen der grausigen Verbrechen an den KZ Häftlingen. Es war zwar streckenweise sehr anstrengend, dass ganze Kapitel fast nur aus Verbrechensschilderungen bestanden, aber so konnte das Buch deutlich machen, wie unmenschlich dieses Regime war.

Es ist klar, dass neue Erkenntnisse nicht jedem gefallen, vor allem, wenn dann eigene Forschungsergebnisse überholt scheinen. Aber das gehört zur Wissenschaft dazu. Wenn dann aber so intensiv mit Quellen belegt wird, ist das recht überzeugend.

Ich hätte mir noch mehr Informationen in Sachen Bundespräsidenten Villa gewünscht. Vor allem, weil ich mich gewundert habe, dass das in den Medien nicht aufgegriffen wurde. Auf der Webseite des Bundespräsidenten ist der Hinweis auf die Dienstvilla zwar komplett offline. Dabei hatte ich eher mit einem Gedenk Hinweis oder einer Gedenktafel für die vertriebenen jüdischen Bewohner gerechnet. Dennoch ist es das Verdienst von Reitzenstein, diese Begebenheit ans Licht geholt zu haben.

Am Ende noch die Sache, die mir am wichtigsten ist: Reitzenstein hat nicht nur die grausamen Lost Experimente an KZ Häftlingen präzise rekonstruiert. Ich hatte mich schon gewundert, weshalb andere Autoren (z.B. Schmaltz und andere) verschiedenste Teilnehmer und Opferzahlen mehr oder weniger unkommentiert nebeneinanderstellen. Reitzenstein hat auch noch die medizinische Thesen Hirts für diese experimente medizinfachlich schlüssig begründet. Vor allem aber hat er die Opfer nach über 70 Jahren aus der Anonymität geholt und hat die dahinterstehenden Menschen biographisch rekonstruiert.

Das Buch ist sehr sachlich, aber auch einfühlsam geschrieben. Die Einteilung in einige Kapitel Hinführung auf das Thema und dann jede Abteilung von dem untersuchten Institut nacheinander in je einem Kapitel macht dsa Buch auch für Laien gut verständlich. So kann man aber auch nur ein Kapitel zu einer einzelnen Abteilung lesen und ohne weiteres Vorwissen der vorherigen Kapitel verstehen. texasbeerguide.com Der Autor verweigerte durch Klage vor dem Hamburger Landgericht die wissenschaftliche Debatte über seine Ergebnisse, die so nicht evaluiert werden können. texasbeerguide.com Ich hatte das medizinhistorische Buch gelesen, nachdem ich die Rezensionen der Medizinhistoriker Richard Kühl (Uni Tübingen) und Philipp Osten (UKE / Uni Hamburg) gelesen hatte. Deren fachliche Einschätzung machte Lust auf Lesen. Da sie bescheinigten, wie ungewöhnlich es ist, dass ein Historiker so umfassend viele Quellen sichtet, bevor er ein Ergebnis präsentiert, wollte ich wissen, wie sich das Buch von anderen unterscheidet. Dass die auf NS Medizinverbrechen spezialisierten Fachleute es derart lobten, fand ich gut, aber wollte mir ein eigenes Bild machen. Das Buch geht einfach nur unter die Haut. Wie der Autor es angesichts der geschilderten Verbrechen geschafft hat, so wissenschaftlich sachlich im Ton zu bleiben, beeindruckt. Wenn nun ein Rezensent das Buch verreißt ist das nicht schlimm. Aber wenn nun mit Twitter shitstorms und Lügen gearbeitet wird, scheint das doch recht unseriös. Der Gipfel ist freilich, dass der Vorgesetzte seinen Mitarbeiter jetzt noch paraphrasierend verteidigt, wo der doch längst hatte zugeben müssen, unsauber gearbeitet zu haben. Es ist dann fast schon peinlich, dass sich dieser berühmte Professor nicht zu schade ist, Reitzenstein vorzuwerfen, dass dessen Verlag Rechtschreibfehler im Lektorat übersehen hat. texasbeerguide.com

Himmlers

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